KAMAKURA

Ein bisschen Geschichte...

Von 1185 bis 1333 war Kamakura, südlich von Yokohama gelegen, Japans Hauptstadt: Schon im 10. Jahrhundert war der Zuständigkeitsbereich des Kaisers in Kyoto mehr und mehr auf das Zeremonielle beschränkt worden. Die wahre Macht wurde von rivalisierenden Clans ausgeübt. In den 80er Jahren des 12. Jahrhunderts setzte sich Minamoto Yoritomo gegen seine Rivalen durch und schuf sich in Kamakura eine eigene Machtbasis. 1192 wurde er zum Shogun ernannt und regierte fortan das Reich von Kamakura aus.

Die Herrschaft des Minamoto-Clans war jedoch nur von kurzer Dauer, und bald ging die Macht an den Hojo-Clan über, der von Kamakura aus Japan über hundert Jahre lang regierte. Die Bedrohung durch die Mongoleneinfälle seit dem Ende des 13. Jahrhunderts schwächten die Macht des Hojo-Clans jedoch so, dass es dem Kaiser Go-Daigo schließlich 1333 gelang, die Hauptstadt wieder nach Kypto zu verlegen.

Die Shogune in Kamakura förderten besonders den Zen-Buddhismus und ließen im Verlauf ihrer über hundertjährigen Herrschaft Dutzende von Tempelanlagen errichten. Viele von ihnen - oder ihre Nachfolgebauten - sind bis heute erhalten. Insgesamt können in Kamakura 65 Tempel und 19 Schreine besichtigt werden. Die Hauptattraktion ist jedoch der Daibutsu, eine riesige bronzene Buddhastatue. Insgesamt ist Kamakura mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten und seinen schönen bewaldeten Hügeln sicher eines der lohnendsten Ziele für einen Tagesausflug von Tokyo aus.

Weitere Informationen zu Kamakura und zu einzelnen Sehenswürdigkeiten finden Sie auf der Kamakura City Official Web Site.

Kita-Kamakura

Wer mit dem Zug von Tokyo oder Yokohama aus nach Kamakura fährt, kommt zunächst nach Kita-Kamakura. Hier liegen, gleich in der Nähe der Bahnstation, drei bedeutende Tempel:

Engaku-ji, der zweitwichtigste der fünf Haupttempel der Rinzai Zen-Sekte in Kamakura, wurde 1282 zum Gedenken an die Opfer der Mongoleneinfälle von 1274 und 1281 gegründet. An die einstige Pracht und Größe des Tempels erinnert vor allem der 1780 wiedererrichtete Torbau San-mon und die Tempelglocke von 1301, die größte in Kamakura.

Tokei-ji ist vor allem sehenswert wegen seiner großartigen Gartenanlagen, in denen vom Frühjahr bis in den Herbst hinein immer etwas blüht. 1285 als Nonnenkloster gegründet, erwarb der Tempel vor allem Berühmtheit durch seinen Ruf, ein Zufluchtsort für Frauen zu sein: Wer sich drei Jahre lang als Nonne im Tempel aufhielt, galt als rechtmäßig von seinem Mann geschieden.

Jochi-ji, ebenfalls ein Tempel mit schönen Gartenanlagen, wurde 1283 gegründet und zählt zu den fünf Haupttempeln des Zen-Budhhismus in Kamakura. Von hier aus führt der Daibutsu Hiking Course auf einem ca. 90-minütigen Weg durch die Wälder zu der großen Buddha-Statue. Unterwegs kommt man an dem Park Genjiyama-koen und einer Reihe von Schreinen vorbei, darunter auch dem Zeniarai Benten, einem hinter einem höhlenartigen Eingang gelegenen Schrein mit einer natürlichen Quelle. Sein Geld in dieser Quelle zu waschen, so heißt es, bringt Glück und Reichtum.

Kencho-ji und Enno-ji

1253 gegründet, ist Kencho-ji der bedeutendste der fünf großen Zen-Tempel in Kamakura und der Hauptstandtort der Rinzai-Sekte. Einst bestand die Tempelanlage aus sieben Hauptgebäuden und 49 Nebentempeln, von denen die meisten allerdings bei Bränden im 14. und 15. Jahrhundert zerstört wurden. Die Restaurationsarbeiten des 17. und 18. Jahrhunderts vermitteln jedoch noch immer einen Eindruck von der einstigen Größe des Tempels. Zu den Highlights gehören die Buddha-Halle, Butsuden, die ursprünglich aus Kyoto stammt, und ein sorgfältig angelegter Zen-Garten. Kencho-ji ist bis heute ein Kloster und die älteste Zen-Ausbildungsstätte Japans.

Hinter der Haupthalle des Tempels beginnt der Ten-en Hiking Course, ein gut zweistündiger Wanderweg, der durch die nordöstlichen Ausläufer der Stadt auf landschaftlich sehr schönem Weg zum Tempel Zuisen-ji führt.

Gegenüber von Kencho-ji an der Hauptstraße liegt der Tempel Enno-ji, in dessen Haupthalle Statuen des Unterweltgottes Enma und seiner zehn Gefährten aufgestellt sind. Die höchst realistisch dargestellten grimmigen Grimassen der Gestalten sollten die Menschen zu einem besseren Lebenswandel "ermuntern".

Tsurugakoa Hachiman-gu

In der Nähe des heutigen Stadtzentrums liegt der wichtigste Shinto-Schrein des Ortes, Tsurugaoka Hachiman-gu. Der Gottheit Hachiman - Schutzgottheit des Minamoto-Clans und Kriegsgott - geweiht, war dies seit 1063 der Schutzschrein des Minamoto-Clans. Seit 1191 befindet er sich an seinem jetzigen Ort; die meisten der heutigen Gebäude stammen aus dem frühen 19. Jahrhundert. Mit seinem rot lackierten torii am Eingang zum Gelände, dem farbenfrohen Hauptschrein und den zahlreichen Andenkenständen vermittelt der Tsurugaoka Hachiman-gu - anders als die ruhigeren und abgelegeneren Zen-Tempel - immer etwas von einer Volksfest-Stimmung.

Diese Atmosphäre setzt sich außerhalb des Schreingeländes fort, wo die Einkaufsstraße Wakamiya-dori Richtung Süden direkt zum Meer führt. Hier und in der Parallelstraße Komachi-dori bieten zahlreiche Boutiquen, Restaurants, Souvenir- und Kunsthandwerkgeschäfte ihre Waren an.

Daibutsu und Hase-dera

Kamakuras bekannteste Sehenswürdigkeit, der Daibutsu (Großer Buddha) steht in Hase, im Westen der Stadt, auf dem Gelände des Tempels Kotoku-in. Die aus Bronzeplatten zusammengesetzte Statue ist 11,40m hoch und wiegt 850 Tonnen; ursprünglich soll sie mit Blattgold bedeckt gewesen sein. Sie stellt den Amida Nyorai, den Zukunfts-Buddha, dar, der die Seelen der Menschen in das Westliche Paradies aufnimmt.

Den Auftrag für den Bau der Statue gab Kamakuras erster Shogun, Minamoto Yoritomo, der den Sieg seines Clans über seine Rivalen mit einer Buddha-Statue gefeiert sehen wollte, die an Größe und Schönheit mit dem Daibutsu in der alten Hauptstadt Nara konkurrieren konnte. 1252 fertiggestellt, befand sich die Statue ursprünglich in einer großen hölzernen Halle, die jedoch 1495 bei einem Tsunami zerstört wurde. Der Daibutsu selbst überstand dagegen erstaunlicherweise alle Naturkatastrophen, sogar das große Erdbeben von 1923.

Etwas südlich des Daibutsu, auf einem Hügel gelegen, befindet sich der Tempel Hase-dera, dessen Hauptattraktion eine Statue der Göttin Kannon ist. Als Bodhisattva der Barmherzigkeit gehört Kannon zu den bekanntesten und beliebtesten buddhistischen Gottheiten. Die im Tempel ausgestellte und mit Blattgold bedeckte Statue soll aus dem 8. Jahrhundert stammen. Mit ihren etwas über 9m Höhe gehört sie zu den größten Holzstatuen Japans. Die elf Gesichter der Statue, so heißt es, ermöglichen es der Göttin, in alle Richtungen zu schauen und jeden wahrzunehmen, der ihrer Hilfe bedarf.

Der Osten Kamakuras

Im östlichen Teil der Stadt gibt es eine Reihe von weniger oft besuchten Tempeln, die vielleicht nicht so spektakulär sein mögen wie die Hauptattraktionen Kamakuras, dafür aber ihren ganz eigenen Charme ausstrahlen. Der beste Weg, diese Tempel zu besichtigen und dabei die ruhige, fast dörfliche Atmosphäre der Außenbezirke Kamakuras zu genießen, besteht darin, sich ein Fahrrad auszuleihen und damit auf Entdeckungsreise zu gehen.

Tempel und Schreine im Osten Kamakuras:

  • Kamakura-gu: 1869 von dem Meiji-Kaiser gegründet, um für seine neue kaiserliche Regierung um Unterstützung zu werben, ist dieser Schrein dem Prinzen Morinaga gewidmet, der im 14. Jahrhundert seinem Vater, dem Kaiser Go-Daigo, half, die Macht wieder in die eigenen Hände zu nehmen. Anfang Oktober werden hier in jedem Jahr No-Theaterstücke bei Fackelschein aufgeführt.
  • Zuisen-ji: Anfangs- bzw. Endpunkt des Ten-en Hiking Course. Der Tempel besitzt einen Zen-Garten aus dem 14. Jahrhundert.
  • Sugimoto-dera: 734 gegründet, ist dies Kamakuras ältester Tempel. Highlights neben der schönen Lage und der historischen Atmosphäre sind die Statuen der grimmig dreinschauenden Schutzgottheiten sowie drei über tausend Jahre alte Statuen von Kannon, der Göttin der Barmherzigkeit.
  • Hokoku-ji: Tempel der Rinzai-Sekte und einer der aktiveren Zen-Tempel in Kamakura. Seinen Beinamen Take-dera, Bambus-Tempel, verdankt der Tempel einen Bambushain auf seinem Gelände.

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